Neoprenanzüge - alles über Materialien, Funktion und Modelle
Was gehört zum Tauchen wie das Sechseläuten zu Zürich? Richtig - der Neoprenanzug. Zumindest ist das in Film und Fernsehen immer wieder so zu sehen. Und für die meisten Tauchgänge empfiehlt es sich tatsächlich, einen Neoprenanzug anzuziehen. Vor allem, wenn du ein paar Meter tiefer Tauchen und dort die Unterwasserwelt erkunden möchtest, wirst du für einen Neoprenanzug dankbar sein. Wir haben alles über Neoprenanzüge, die verschiedenen Arten und Ausführungen sowie Funktionen für dich zusammengetragen…
Was ist ein Neoprenanzug?
Fangen wir ganz easy an: Neoprenanzüge werden nicht nur beim Tauchen, sondern auch beim Surfen, Wakeboarden, Kajaken und Stand up Paddling getragen. Sie bestehen aus Neoprenschaum und sorgen dafür, dass dir auch bei einem längeren Aufenthalt in kühlem Wasser nicht kalt wird. Neopren ist übrigens nicht nur das Material, sondern sogar ein geschützter Markenname des amerikanischen Chemiekonzerns DuPont. Konkret handelt es sich bei Neopren um eine Art synthetischen Kautschuk, der erst in der Automobilindustrie verwendet wurde, bevor man auf die Idee kam, Anzüge daraus zu fertigen. Das Besondere an dem Material ist, dass sich in dem geschäumten Stoff viele kleine Gasbläschen befinden, die sich gleichmässig verteilen und so für den isolierenden Effekt sorgen. Einen Neoprenanzug anzuziehen ist gar nicht so einfach - zumindest für Ungeübte. Am Anfang ist es für jeden eine Kombination aus Ziehen, Zerren und Hüpfen, bis das Teil denn endlich sitzt. Aber das ist schon richtig so, denn Neoprenanzüge müssen eng anliegen, damit die Wärme nicht verloren geht…
Wie funktioniert ein Neoprenanzug?
Bei Neoprenanzügen unterscheidet man zwischen Nassanzügen, Halbtrockenanzügen und Trockenanzügen. Nassanzüge sind nicht wasserdicht, was völlig okay ist, denn das Wasser flutet alle Zwischenräume zwischen Körper und Anzug und nach und nach gibst du deine Körperwärme ans Wasser ab, das dich wiederum wärmt. Trockenanzüge, die mit einem isolierenden Gas gefüllt werden, sorgen dafür, dass der/die Taucher/in gar keinen Kontakt mit dem Wasser hat.
Halbtrockenanzug für besonders kaltes Wasser
Der Halbtrockenanzug ist, wie du dir schon denken kannst, eine Mischform aus beidem. Im Gegensatz zum „Trocki” handelt es sich beim Halbtrockenanzug um einen „Feuchtie”. Der/die Taucher/in wird nicht nass, sondern gerade mal leicht feucht. Die meisten Halbtrockenanzüge verfügen über gasdichte Reissverschlüsse und eine Dicke von 5 bis 7 mm Neopren. Durch die abdichtenden Manschetten wird ausserdem die Wasserzirkulation gehemmt. Wenn der Halbtrockenanzug dann ganz eng sitzt, ist das von Vorteil, weil dadurch wenig Wasser an deine Haut gelangt. Das Wasser, das Eingang in den Neoprenanzug findet, kommt aber dank der Doppelmanschetten an Handgelenken, Fussgelenken und Hals kaum wieder aus dem Anzug und wird dadurch stärker erwärmt als das Wasser zwischen Nassanzug und Haut. Das ist übrigens auch der Grund, warum der Halbtrockenanzug gern für Tauchgänge in kaltem Wasser verwendet wird.
Bunte Farben beim Neoprenanzug? Eher nein.
Ist dir schon mal aufgefallen, dass die meisten Neoprenanzüge in dunklen Tönen gehalten sind. Das ist tatsächlich nicht nur eine Design-Entscheidung, sondern bringt auch einen zusätzlichen Wärmeeffekt. Die Oberfläche speichert nämlich jegliches Sonnenlicht, schützt deine Haut vor Sonnenbrand und wärmt dich zusätzlich. Auch in wärmeren Gebieten ist es sinnvoll, auf einen Neoprenanzug zurückzugreifen, denn er schützt dich zum Beispiel vor Seeigeln oder Felsformationen. Übrigens eignen sich Trockenanzüge mehr als Nassanzüge für Erkundungen in Gewässern, die kälter als 12°C sind.
Welcher Neoprenanzug bei welcher Wassertemperatur?
Bist du eine Frostbeule oder eine Heizung? Neoprenanzüge gibt es nämlich in verschiedenen Dicken und Längen. Du kannst also zwischen langen und kurzen Neoprenanzügen wählen. Bei kaltem Wasser solltest du auf einen langen Anzug setzen, bei hohen Temperaturen, zum Beispiel in der Karibik, reicht auch ein Shorty. Hier ein Tipp für Anfänger: wenn du schon einen Tauchschein gemacht hast und daher stolzer Besitzer eines Logbuches bist, solltest bei geliehener Ausrüstung die Dicke und Länge des Anzugs, die Bleimenge sowie die Flaschengrösse vermerken. Denn sowohl die Flasche als auch der Anzug sorgen für Auftrieb, und so kann dir auch ein anderes Tauchcenter schnell die passende Ausrüstung zusammenstellen, damit du auch wirklich abtauchst.
Welche Ausführungen von Neoprenanzügen gibt es?
Wenn du auf der Suche nach einem passenden Neoprenanzug bist, hast du vermutlich die Qual der Wahl. Soll der Reissverschluss am Rücken sein oder doch lieber frontal? Wenn du nicht davor zurückscheust, auch kältere Gewässer zu entern, lohnt sich auch ein Blick auf Neoprenanzüge mit integrierter Haube. Zusätzlich zum Anzug kannst du auch Handschuhe und Stiefel für Taucher tragen, um es rundum muckelig zu haben. So kannst du ganz in Ruhe diese andere Welt unter Wasser erkunden. Natürlich gibt es Taucheranzüge auch in verschiedenen Designs: in dunkelblau, anthrazit, schwarz, mit Musterapplikationen, mit oder ohne Knie-Patches. Wenn du in Ruhe vergleichst, wirst du bestimmt den richtigen Neoprenanzüge für deine Unterwassertrips finden.
Umweltverträgliche Alternativen zu Neopren
Tauchen ohne Neoprenanzug? Bei besonders warmen Temperaturen ist das problemlos möglich. Aber irgendwie gehört es doch dazu, sich erst in den Anzug hineinzuquetschen und sich nach dem Tauchgang wieder heraus zu pellen und das Teil gut durchzuwaschen, damit sich kein Salz festsetzt. Wenn du eine umweltfreundliche Alternative zu Neopren suchst, kannst du dir auch einen Tauchanzug aus natürlichen Gummi und recycelten Materialien zulegen. Das Gummi Yulex Pure, das zum Beispiel von Fourth Element verwendet wird, wird rein aus Pflanzen gewonnen und ist deshalb um einiges umweltfreundlicher - und das gehört konsequenterweise zu verantwortungsvollem Tauchen, wie auch die Regeln unter Wasser nichts anzufassen und auch nichts aus der Unterwasserwelt mitzunehmen. Alles klar? Dann einmal Daumen und Zeigefinger zusammengepackt - wir tauchen ab!