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Annick den Harder

Aran Island#Reisebericht

Welcher Taucher reist denn schon nach Irland?

Annick den Harder
Annick den Harder
PADI IDC Staff Instructor

Eine Tauchreise nach Irland. Ein Projekt, das seit Jahren hoch oben auf meiner Wunschliste stand. Woher ich diesen Floh ins Ohr gesetzt bekommen habe? Ich kann es euch wahrlich nicht mehr genau beantworten. Aber die Vorstellung von Tauchgängen entlang der bis unter die Wasseroberfläche senkrecht abfallenden Steilküsten von Irland faszinierte mich nicht wenig. Trockentauchen in wilden, kalten und eher unbekannten Tauchgebieten ist die Art von Reise, die mein Herz höher schlagen lässt. Man addiere dazu noch die leise Hoffnung auf die Sichtung von Riesenhaien (der meiner Meinung nach viel tollere Walhai) und schon liess mich die Idee jahrelang nicht mehr los.

Bereits 2021 begann die Planung dafür. Erste Gespräche mit Patrik, dem Geschäftsführer von Dive & Travel, entfachten auch in ihm ein Feuer. Er machte sich im Juni 2022 auf den Weg, um die Tauchschule vor Ort auszukundschaften. Zurück kam er mindestens so begeistert, wie von mir erhofft und bestätigte mich zusätzlich in dieser gewagten Destinationswahl. Es sollte jedoch noch zwei weitere Jahre dauern, bis wir es schaffen würden, endlich eine TSKGruppenreise nach Irland auf die Beine zu stellen.

Erst Ende November 2023 schaffte ich es dann, offiziell meine Wunschreise für Juni 2024 auf unserer Webseite auszuschreiben. Die Vorfreude fing an zu brodeln und die Reise war tatsächlich innert kurzer Zeit ausgebucht. Offensichtlich bin ich doch nicht die Einzige mit einer ungewöhnlichen Tauchdestinations-Wunschliste. Zehn Taucherinnen und Taucher würden mich auf diesem Abenteuer begleiteten. Dass die Gruppe nicht grösser wurde, lag lediglich an der (noch) limitierten Kapazität der charmanten Tauchschule vor Ort.

Aber wohin führt diese Reise denn nun überhaupt genau?

Die Aran-Inseln vor der Westküste Irlands, genauer die Insel Inis Mór, sollte unser Endziel sein. Dafür ging es mit dem Flugzeug nach Dublin und direkt per Reisebus einmal quer über die Insel nach Galway, der lebhaften Kulturhauptstadt im Westen Irlands, wo wir eine Nacht in einem traditionellen Hotel nahe den Docks verbrachten.

Das viele Reisen bis hierhin machte durstig. So durstig, dass vier der Teilnehmer sich nach dem Einchecken eilig auf die Suche nach einem Pub begaben. Die Mission wurde jedoch prompt durch das Steckenbleiben besagter vier Teilnehmer im etwas altersmüden Hotellift unterbrochen. Es folgte das Aktivieren des Notfallknopfes im Lift und eine improvisierte Rettung durch das Hotelpersonal. Nichtsahnend des ganzen Dramas traf ich als Reiseleiterin die Gruppe dann einige Momente später aufgelöst in der Lobby wieder. Zum Glück liess sich der Schock aber gut mit einem grossen Guinness bei einem Besuch im empfehlenswerten Monroe’s Pub herunterspülen.

Am nächsten Morgen marschierte unsere Karawane vollbeladen mit schwerem Tauchgepäck zur Fähre, die uns zum Ziel unserer Reise bringen würde. Unter strahlendem Sonnenschein präsentierte sich uns gegen Ende der Überfahrt die Insel Inis Mór. In diesem Licht sollte sich die Insel zu unserem Glück fast immer zeigen. Vom Hafen aus gelangten wir innerhalb weniger Minuten zur Tauchschule «Dive Academy Aran Islands Ireland», wo uns deren Besitzer Darek
bereits mit seiner Familie und der Crew erwartete. Wir wurden so herzlich empfangen, dass wir uns alle vom ersten Moment an wie zu Hause fühlten. Die Insel zählt ohnehin nur ca. 800 Einwohner, weshalb wir uns in kürzester Zeit sowieso wie Inventar fühlten. Übernachten würden wir im 10 min Fussweg entfernten «Aran Islands Glamping», was übersetzt so viel wie «Glamour Camping» beschreiben soll. Und es war echt glamourös! Jeweils zu zweit teilten wir
uns ein süsses, kleines, halbrundes Hüttchen mit atemberaubendem Blick aufs und direktem Zugang zum Meer.

Was uns in den nächsten Tagen dann unter und oberhalb vom Wasser erwarten sollte, war noch atemberaubender, auch wenn das Wetter manchmal wechselhaft sein konnte. Wir kamen in den Genuss von Bilderbuch schönen irischen Landschaften sowie Weltklasse Tauchplätzen.

Lorna, unsere Lieblingsinstruktorin mit britischem Charme, irischer Trinkfestigkeit und einer Sprache wie ein Seebär, nannte es an einem der ersten Tage liebevoll «some of the most pristine diving in the world» und ich würde dieser Aussage definitiv zustimmen. Wir konnten durch etwas Glück und super Bedingungen beim ersten Tauchgang gleich ans Wormhole, einem Cavern Dive ins wohl bekannteste Klippenloch von ganz Irland.

Für ein wenig mehr Referenz zum Wormhole: Es handelt sich dabei um eine perfekt rechteckige Auswaschung in den Felsküsten der Insel, die angeblich von Mutter Natur so geschaffen wurde. Auch die Red Bull Cliff Diving World Series haben dort bereits zweimal stattgefunden. Am Ende der Woche war sich unsere Gruppe jedoch immer noch nicht sicher, wie ein solches "perfekt rechteckiges Rechteck" tatsächlich ein Werk der Natur sein könne - wir halten dessen natürliche Entstehung weiterhin für ein geschickt platziertes Gerücht von Red Bull.

Die Unterwasserwelt bescherte uns etlichen Begegnungen mit gar nicht so schüchternen Shy Sharks (auf Deutsch als Katzenhai bekannt) inklusiver einiger Sichtungen derer an Kelp gehängten Eier (dort Mermaid’s Purse genannt). Wusstest du: Dadurch, dass diese Eier fast transparent sind, erkennt man bereits früh den Babyhai darin. Weiter trafen wir auf wunderschöne Kompassquallen, riesige Seespinnen, Langusten, die eine oder andere Seerobbe, Kelpwälder, spannende Steinformationen, Fischschwärme und mehr. Das Tauchen war geprägt von Strömungen und das Meer erwartete uns täglich mit frischen 11°C. Nur Lorna schaffte es, alle Tauchgänge im knapp 5mm Dicken Neopren ohne Haube und ohne Handschuhe zu machen, was uns alle bis zum Schluss mehr als erstaunte. Doch die intensiven Farben unter Wasser liessen uns die Kälte und ihre unerschütterliche Kälteresistenz schnell vergessen. Dass wir keinen Riesenhai sehen sollten, interessierte auch schon bald niemanden von uns mehr. Die Tauchplätze waren unglaublich.

Abgerundet wurde die Tauchwoche mit einem Schnorchelausflug zur lokalen Robbenkolonie, wo wir die beim Tauchen sehr schüchternen Seerobben auf einmal ganz neugierig erleben durften. Diese Tour empfehle ich auch jedem Nichttaucher wärmstens.

Doch nicht nur das Tauchen begeisterte. An Land erwarteten uns großartige Bike Routen quer über die Insel, geschichtsträchtige Ruinen und lange Joggingstrecken an der Küste entlang. Das klirrend blaue Meer verlockte trotz windiger 12-15°C Aussentemperatur zu morgendlichen Polar-Plunges im kühlen Nass. Unsere Gruppe erkundete die Insel täglich nach zwei Tauchgängen auf eigene Faust je nach Lust und Laune. Die Tage endeten jeweils in unserer Stammbeiz Joe Watty’s, wobei sich hier so ziemlich jeder der Insel zu versammeln schien.

Nach einer Woche war es schon wieder Zeit für den Abschied. Dieser fiel mir schwerer als erwartet. Die Insel hat eine Magie, die einen ganz unerwartet einfängt. Wir machten uns also wehmütig auf den Weg von der naturbelassenen Insel zurück in den Alltag. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Dublin inklusive des obligatorischen Besuches im Guinness Storehouse ging der Flieger wieder zurück nach Zürich. Es bleiben die Erinnerungen und damit auch die wärmste Empfehlung meinerseits, diese Tauchdestination unbedingt auf die eigene Wunschliste zu nehmen.